Sexuelle Belästigungen und Übergriffe im Sport machen mittlerweile weltweit regelmässig Schlagzeilen. Das war nicht immer so. Über Jahrzehnte wurden sexuelle Diskriminierungen von Sportlerinnen und Sportlern ignoriert, verdrängt, heruntergespielt oder in Kauf genommen. Gemäss Studien haben etwa ein Drittel der Kadersportlerinnen und -sportler eine Form von sexueller Gewalt im Sport erlebt. Dabei ist von einem grossen Dunkelfeld auszugehen. Die Zahl der tatsächlich betroffenen Personen ist somit deutlich höher einzuschätzen.

Die Grenzen zwischen trainings- und wettkampfbedingten körperlichen Berührungen und sexuellen Belästigungen sind den Beteiligten häufig nicht immer klar. Oft werden die Grenzen aber auch bewusst verletzt. Sportorganisationen haben eine Sorgfaltspflicht, ihre Sportlerinnen und Sportler vor Übergriffen zu schützen. Sexuelle Belästigung im Sport ist dabei nicht auf ungewollte körperliche Berührungen begrenzt.

Wirksam schützen können Sportorganisationen durch präventive Massnahmen. Dazu zählt die Sensibilisierung von beteiligten Personen wie Sportfunktionärinnen und -funktionären, Trainern, den Sportlerinnen und Sportler sowie dem sie unterstützenden Umfeld. Wichtig sind dabei leicht zugängliche und anonyme Meldestellen. Damit diese genutzt werden, braucht es eine Speak Up – Kultur.

Ein effizienter Prozess zur Aufarbeitung von Meldungen durch geschulte Personen ist auschlaggebend. Es gilt, den Vorfall rasch, fair, vertraulich und unvoreingenommen zu klären.

Über Ursachen, Verbreitung, Prävention und Massnahmen sprach Dr. Rita Pikó beim DICO Talk 2022 anlässlich der Veranstaltung «#MeToo: Sexuelle Belästigung in Unternehmen und Sport» am 1. Juni 2022.